Ergebnisse der bisherigen Grabungskampagnen im Überblick
In den Grabungskampagnen 1998 und 1999 öffneten wir drei Schnitte
von rund 140 m² Gesamtfläche. Das Ziel der Ausgrabungen
war zum einen, die 1861 abgerissene Kirche genau zu lokalisieren
und ihre Erbauung zu datieren, zum anderen, eventuelle Vorgängerbauten
zu finden. Zu Beginn der Grabung war die Lage der Kirche nur ungefähr
bekannt. Bei der Anlage des ersten Schnitts im Nordosten der Kirche
ging es darum, aussagekräftige Befunde über die Fundamente
im chornahen Bereich im Innen- und Außenbereich der Kirche
zu erhalten. Zudem sollten die auf dem Platz wachsenden Bäume
nicht beeinträchtigt werden. Die beiden folgenden Schnitte
wurden als Flächenerweiterung angrenzend angelegt.
Lage
der Grabungsschnitte im Kirchengrundriss (44Kb)
Die in den Schnitten zutage getretenen Fundamente ermöglichten
im Vergleich mit alten Grundrissen eine genaue Lokalisierung der
Kirche. Die Scherben aus den Fundamentgruben setzen den Baubeginn
in die Zeit um 1300. Der archäologische Befund datiert den
gotischen Kirchenbau somit rund 100 Jahre älter als die bauhistorische
Einschätzung es bisher vermuten liess.
Befunde
der Grabungsschnitte 1-3 (101Kb)
Die Fundamente geben auch Aufschluss über verschiedene Bauphasen
der Kirche. Gemeinsam war allen Fundamenten ihr schichtweiser Aufbau,
sorgfältig nebeneinander gesetzte Feldsteine wechselten mit
Lagen feinen Sands ab. In der Tiefe reduzierten sich die Schichtflächen,
sie reichten in einzelnen Fällen bis zu einer Tiefe von 2,5
Metern hinab.
Als zweiter Typus der Baubefunde sind drei Grüfte zu nennen.
Alle wiesen einen annähernd rechteckigen Grundriss auf und
waren aus Backstein gemauert. Während die größte,
am sorgfältigsten ausgeführte Gruft ein Tonnengewölbe
besaß, waren die beiden kleineren Grüfte vermutlich nur
mit flachen Grabplatten abgedeckt. Wie in der Stadtchronik von W.
F. Volger beschrieben, fanden wir alle Grüfte mit Schutt verfüllt
vor. In jeder Gruft lagen unter dem Schutt jeweils zwei Bestattungen
nebeneinander. Die beiden kleineren Grüfte wurden offenbar
über mehrere Generationen hinweg belegt, wobei wegen des begrenzten
Raumes die älteren Bestattungen den nachfolgenden in Knochengruben
unterhalb weichen mussten. Die große Gruft, deren Breite vier
Särgen Platz geboten hätte, enthielt lediglich zwei Bestattungen.
Aufschlussreich war ein in dieser Gruft gefundener wappenförmiger
Sargbeschlag, da er eine Zuweisung zur Patrizierfamilie von Döring,
die bis ins 18. Jahrhundert in Lüneburg ansässig war,
erlaubte.
Abb. Wappen
(35Kb)
Besondere Beachtung erfuhr der Fund eines silbernen Schraubtalers
(Durchmesser 41 mm) ebenfalls in einer Gruft. Er zeigt auf seiner
Vorderseite drei sächsische Kurfürsten: die Brüder
Christian II., Johann Georg I. und August. Der Taler trägt
die Datierung 1598. Nach dem Öffnen des Schraubtalers zeigte
sich auf der einen Innenfläche das Portrait eines unbekannten
Mannes, auf der anderen Seite die Darstellung zweier Tauben, die
einen Ring in ihren Schnäbeln halten, darunter ein flammendes
Herz und die Datierung 1635. Der Schraubtaler ist vermutlich ein
Verlobungs- oder Hochzeitsgeschenk des dargestellten vornehmen Mannes
an seine Braut, die später in der St. Lambertikirche bestattet
wurde.
Abb. Schraubtaler
(76Kb)
In einer anderen Gruft lagen drei knöcherne Würfel. Welche
Bedeutung sie haben, ist ungewiss. Sie können hinein gefallen
oder auch als Beigabe des Toten ins Grab gelegt worden sein.
Die Gräber außerhalb der Grüfte boten ein weitgehend
einheitliches Bild. Als christliche Gräber sind sie alle in
West-Ost-Richtung angelegt und in Reihen quer zum Kirchenschiff
angeordnet. Es handelte sich um Sargbestattungen ohne Beigaben,
sieht man davon ab, dass einzelne Tote offenbar Blumengestecke mit
ins Grab bekamen. Einzig eine Bestattung zeichnete sich durch ihren
überbreiten Sarg aus. Die Bestattungen überlagerten sich
häufig in der Fläche, oft lagen sie auch übereinander,
an manchen Stellen in drei Schichten. Die meisten der insgesamt
eher seltenen Kindergräber fanden sich in so einer geschichteten
Lage unmittelbar über der Grabstelle eines Erwachsenen. Die
geborgenen Gebeine sollen nach der anthropologischen Untersuchung
rebestattet werden. |